Im Jahr 1896 wurde von den Kaufleuten David-Heinrich Böhme,
Hermann Frowein, Richard Guhl und Richard Halbach eine Gesellschaft unter dem
Namen " Fahrradwerke Bismarck GmbH" in Bergerhof (Rheinland) mit
einem Grundkapital von 300 000 Goldmark gegründet. Schon bei der Wahl des
Firmennamens wurde beschlossen, dass Fahrräder der Marke Bismarck für alle
Zukunft bester Qualität sein sollten. Der Altreichskanzler Fürst Otto von
Bismarck hatte bereitwillig der Gesellschaft die Genehmigung zur Führung seines
Namens gegeben.
Ihr Werk war das erste der Branche im Rheinland und besaß durch seine Lage im
Herzen des Bergischen Landes den Vorzug , unmittelbar an der Rohmaterialbasis
zu liegen. Alle Hauptteile des Rades wurden im Werk selbst hergestellt, was ein
besonderer Vorteil war.
Zur Zeit der Gründung gab es in Deutschland schon viele Kleinbetriebe in denen
Fahrräder hergestellt wurden, die Fertigungsziffern waren jedoch noch niedrig.
In England und in den USA begann man bereits mit einer großzügigen
Serienfertigung. Die Fertigung der ersten Räder begann 1897 und ein Jahr später
konnte bereits das 1000te Fahrrad das Werk verlassen. Sicher wiesen diese Räder
des vergangenen Jahrhunderts noch nicht die Vorzüge eines modernen Rades auf,
aber der Lehrer Schulze aus Radevormwald fuhr 25 Jahre lang ein
Bismarck-Fahrrad aus der ersten Produktion des Jahres 1898 und legte in
Ferienfahrten rund 75.000 km zurück, ohne jemals ein Kugellager oder eine
Schraube auszuwechseln. Für die breite Masse waren Fahrräder in jenen Jahren
noch unerschwinglich. Während ein guter Werkzeugmacher in der Stunde 40
Pfennige verdiente, kostete das Bismarck-Modell Nr. 1 nach dem Katalog 330 Goldmark.
Der "Velocipedsport" galt deshalb als Vergnügen wohlhabender Bürger,
womit der Absatz von vornherein beschränkt war. Da die Serienfertigung von
Fahrrädern im Ausland schon weit vorangeschritten war, litten die deutschen
Fahrradhersteller besonders unter dem Preisdruck der nahezu zollfrei
eingeführten Räder aus den USA. Die schwierigsten Kriesenjahre des Unternehmens
waren die Jahre 1901 bis 1905, in denen sich der rücksichtlose Preiskampf
nahezu vernichtend auswirkte. Durch Erschließung neuer Märkte und durch die
Herstellung eigener Werkzeugmaschinen die eine rationellere Fertigung der
Bismarckräder ermöglichte konnte damit die Konkurrenzfähigkeit des Werkes
gehoben werden.
Zu Beginn des neuen Jahrhunderts brachten die Engländer die ersten Motorräder
auf den Markt, sogleich beschäftigten sich auch die Bismarckwerke mit diesem
neuen Metier. Da es in Deutschland noch keine Motorenindustrie gab, wurden
Verträge mit einer Schweizer und einer Französischen Motorenfabrik geschlossen,
und erste Motorräder gefertigt, jedoch nur in geringen Umfang. Da der Name
Bismarck nicht in aller Welt einen guten Klang hatte, wurden in die nordischen
und Länder die Bismarck-Fahrräder unter dem patentierten Namen „Skandia“ und
nach Bayern unter dem patentierten Namen „Siegfried verkauft. Eine wichtige
Neuerung für das Radfahren kam aus England mit Einführung des Freilaufkranzes.
Ernst Sachs Erfinder der Torpedo-Freilaufnabe und des Sachs-Lagers hat sich
damit unvergänglichen Ruhm erworben. Durch Verbesserung der Fertigungsmethoden
und ständiger Neuerungen wurde während des ersten Weltkrieges ein federndes
Fahrrad entwickelt was sich jedoch nicht durchsetzte. Eine eigene Freilaufnabe
und ein Fahrrad mit Hilfsmotor der mit eigenem Laufrad an das Hinterrad
gekoppelt war, fand als Exportartikel in Holland günstige Abnahme.
Auch ein Zweigang-Fahrrad mit Präzisions-Dauernabe wurde produziert. Nach dem
schon im Jahre 1911 das 100.000 Fahrrad fertig gestellt wurde, nahmen die
Produktionszahlen ständig zu. Der Export in fast alle Länder der Welt erreichte
einen Anteil von 55% der Gesamtfertigung. Durch Verleihung von Urkunden und
Medaillen auf Messen und Ausstellungen wurde die hohe Qualität der
Bismarck-Räder immer wieder anerkannt. Auch mit dem Fahrrad-Rennsport ist der
Name Bismarck eng verbunden. Namen wie Kilian/Vopel, dem Dortmunder Diercks,
die Weltmeister Toni Merkens, Walter Lohmann und der Fliegerweltmeister Schorn
haben mit Bismarck-Fahrrädern große Siege errungen. Mit Kriegsausbruch 1939
gingen die bis dahin guten Absatzmärkte im Ausland verloren. Im Jahre 1938
kamen die Zweigwerke in Wuppertal-Ronsdorf und Ratingen hinzu. Durch
Kriegseinwirkung gingen zwei Werke des Unternehmens verloren. Bedingt durch
Demontage aller Maschinen und Einrichtungen durch die Siegermächte musste das
Werk in Wuppertal-Ronsdorf danach mit erheblichen Mitteln wieder neu
ausgestattet werden. Glücklicherweise gelang es den Bismarck-Werken nach
Beendigung der Kampfhandlungen im Mai 1945, mit in der Heimat verbliebenen
Mitarbeitern die Fertigung wiederaufzunehmen und 1948 wurde bereits das
1.000.000 Fahrrad hergestellt. In richtiger Einschätzung der Marktlage wurde
die Produktionspalette wieder neben Fahrrädern, auf Motorräder bis 175 ccm und
Mopeds ausgeweitet. Die ausgereiften Konstruktionen wurden vom Markt gerne
angenommen und trugen zur Aufwärtsentwicklung der Firma bei.
Im Zweigwerk Wuppertal-Ronsdorf wurden Mopeds, Motorräder und Fahrräder für den
Export hergestellt, im Werk Hammerstein wurden Nähmaschinen produziert. Das
Fertigungsprogramm umfasste im wesentlichen: >> Fahrräder, Fahrradteile
wie Achsgarnituren, Kettenradgarnituren, Steuersätze, Kippständer, Moped
Steuergarnituren, Teleskopgabeln usw. Ferner Mopeds mit 50 ccm Sachs- sowie
Ilo- und Zündappmotoren und Motorräder mit Sachs- und Ilomotoren bis 175 ccm
und Haushalt-Nähmaschinen der Fabrikate „Bismarck“ und „Victoria“. Auch nach
dem 2ten Krieg zeigten die Bismarck-Werke ihre enge Verbundenheit mit dem
Radsport. Siege bei Verfolgungs- und Steherrennen u.a. im Wuppertaler
Zoostadion und bei Deutschlandrundfahrten 1951 und 1952 mit eigenem Rennstall,
waren dabei die herausragensten Ereignisse. Als die große Fahrrad-Krise die
Mitte der 50er Jahre begann, ging diese auch nicht spurlos an den
Bismarck-Werken in Radevormwald Ortsteil Bergerhof vorbei. Im Herbst 1957
musste Konkurs angemeldet werden und die Produktion eingestellt werden.
Das Bismarckwerk ist eine Fabrikanlage im Radevormwalder Stadtteil Bergerhof, in der früher Motorräder und Fahrräder produziert wurden. Die Gebäude werden heute teils für andere gewerbliche Zwecke oder als Wohnraum genutzt oder stehen leer.
Fahrräder
Von Anfang an wurde dem Auslandsgeschäft für Fahrräder besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Dänemark, Norwegen und Schweden konnten schon bald als Absatzländer gewonnen werden. Es zeigte sich aber, dass der Name des Altreichskanzlers, dessen Persönlichkeit in der ganzen Welt bekannt war, auch gewisse Schwierigkeiten für das Geschäftsleben mit sich brachte, denn nicht überall war Otto von Bismarck als politische Persönlichkeit beliebt. Um den Empfindungen der Auslandsmärkte entgegenzukommen, wurde daher der schutzrechtlich eingetragene Namen "SKANDIA" für die Bismarckräder im Auslandsgeschäft gewählt. "SKANDIA" trägt die nordische Sonne als Symbol.
Neben den skandinavischen Staaten wurde besonders das Nachbarland Niederlande erfolgreich beworben, da hier noch keine eigene Fahrradindustrie entwickelt war. Verhältnismäßig große Mengen von Fahrrädern, die einen beträchtlichen Teil der Produktion ausmachten, gingen deshalb in die Niederlande. Für Bayern wurde die eigene Produktmarke "SIEGFRIED" auf den Markt gebracht. Durch große Anstrengungen kam auch die Schweiz als Exportmarkt hinzu, ebenso Finnland und sogar der Orient.
Im Heimatmuseum Radevormwald sind Original-Modelle der Zweiräder und deren Geschichte ausgestellt.
Motorräder
Unter dem Namen Bismarck wurden von 1904 bis 1956 Motorräder produziert. In der ersten Periode bis 1908 verwendete man großvolumige Einbaumotoren von Minerva, Fafnir und Anzani. Nach einem Neubeginn 1931 wurden Ilo- und Sachs-Motoren eingebaut.
Quelle : Wikipedia